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Küsse für die Heiligen

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In Rumänien ist der grösste Teil der Bevölkerung orthodox, aber auch Katholiken, Protestanten und andere Glaubensgruppen sind vertreten und akzeptiert. In Hermannstadt hat jedes Viertel seine Kirche. Neben Krankenhäusern und Altersheimen sind oft Kirchen zu finden.
Meine Gastschwester ist, wie die meisten ihrer KollegenInnen auch, orthodox. Irina geht im Durchschnitt jeden zweiten Sonntag in die Kirche. Meistens sind dort mehr ältere als junge Menschen anzutreffen, aber es sind auch einige Jugendliche dort, welche im Gegensatz zu den meisten älteren Leuten, nicht so regelmässig die Kirche besuchen. Der Glaube bedeutet Irina viel, er gibt ihr Kraft. An die Existenz von Vampiren und Werwölfen glaubt Irina nicht, dafür vertraut sie auf Gott. Sie stellt sich vor, dass nach dem Tod eine andere, bessere Welt auf sie wartet. Irinas ganze Familie ist orthodoxen Glaubens. In ihrer Wohnung sind viele Bilder von Heiligen zu finden. Wenn Irina an einer Kirche vorbeikommt, kann man beobachten, wie sie sich bekreuzigt. Dies ist ein orthodoxer Brauch.
Ich habe der orthodoxen Kathedrale von Sibiu einen Besuch abgestattet. Ausserhalb des grossen, eindrücklichen Gotteshauses vernimmt man die durch Elektronik verstärkte und hinausgeleitete Stimme des Pfarrers. So wissen alle Passanten, dass momentan ein Gottesdienst stattfindet. In der orthodoxen Kirche schliessen die Türen nicht bei Predigtbeginn, man kann hier zu jeder Zeit ein und aus gehen. Tritt man in das Gebäude, steigt einem ein angenehmer Weihrauchgeruch in die Nase. Der grosse, runde Raum ist reich geschmückt mit vielen Bildern, welche Geschichten aus der Bibel erzählen. Im Gegensatz zu der katholischen Kirche hat es keine Kirchenbänke. Die Gläubigen stehen und gehen im Raum umher. In der Mitte befindet sich ein Altar mit einem Bild von einem Heiligen. Einige gehen zu dem Bild, manche küssen es sogar. Der Prediger steht vorne in der Kathedrale, er bringt seine Botschaft nicht nur redend, sondern auch singend unter die Leute.
Neben der Kathedrale gibt es zwei Häuschen, in denen man Kerzen anzünden kann, in dem einen für die Verstorbenen und im anderen für die noch Lebenden.
Die Stimmung in der Kathedrale war sehr herzlich und friedlich. Ich hatte das Gefühl, willkommen zu sein, obwohl ich nicht der orthodoxen Glaubensgemeinschaft angehöre.

Pia

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