Jahreskurs im 3. Schuljahr | |
Wer? | 3. Klassen Maturitätsschule |
Lektionen in der Woche: | 2 |
Zeit: | Di 10. + 11. L. |
Kursführung: | R. Bader |
Im Freifach Pädagogik/Psychologie werden wir verschiedene Teilgebiete der beiden Disziplinen genauer erforschen. Dazu gehört beispielswiese die Sozialpsychologie, die unser soziales Miteinander untersucht (Wie ist es möglich, dass wir uns je nach sozialem Kontext völlig unterschiedlich fühlen und verhalten? Unter welchen Umständen sind an sich "gute" Menschen in der Lage, anderen schreckliches Leid zuzufügen?) Im weiteren gehen wir auf verschiedene Aggressionstheorien ein (Vergrössern gewalttätige Computerspiele das reale Aggressionspotential? Oder helfen sie gar, Frustration abzubauen? Ist Aggression etwas typisch Männliches? Vielleicht sogar anlagebedingt?) Welche Kommunikationsmodelle können uns helfen, die so häufig auftretenden Missverständnisse zu reduzieren? (Welche verdeckten Botschaften enthält ein einfacher Satz wie "Diese Hose steht Dir aber ausserordentlich gut"?) Ein ebenfalls sehr spannendes Gebiet ist die Persönlichkeitspsychologie (Wodurch wird unser Charakter geprägt? Wieviel an Persönlichkeit bringen wir von Geburt an mit und wieviel lässt sich durch (un)günstige Umweltbedingungen verändern? Warum mögen manche Menschen Bungee-Jumping während andere sich niemals auch nur einen Krimi ansehen würden?) Geprägt wird der Charakter zu einem grossen Teil in unserer Kindheit und Jugend. Auch das Denken oder die Moral entwickeln sich in dieser Zeit weiter (Kleine Kinder können sich nicht noch vorstellen, dass andere Menschen die Dinge anders wahrnehmen oder sehen als sie selbst. Daher ist es ihnen bis zu einem bestimmten Alter unmöglich, zu lügen. Auch verstehen sie noch nicht, dass es weniger verwerflich ist, einen Stapel Teller unabsichtlich fallen zu lassen als einen Teller absichtlich zu zerschlagen.) Wie aber können Sie all diese Dinge lernen? Dazu trägt nebst der kognitiven Entwicklung natürlich die Erziehung bei. Aber auch da stellen sich verschiedene Fragen: Welches ist eigentlich das Hauptziel der Erziehung und wie kann dieses erreicht werden? Wieviel Autorität ist notwendig? Oder ist es doch die freiere Erziehung, die am Ende grössere Erfolge verspricht? Ab wann besteht das Risiko von emotionaler Deprivation, also von gravierenden Folgeschäden durch zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung? Wo bestehen andererseits Risiken durch ein Zuviel an Überwachung und Bevormundung durch sogenannte "Helikopter-Väter" oder "Tiger-Mütter"? Ein sinnvolles Mittelmass verspricht das sogenannte Triple P-Konzept, ein wissenschaftlich überprüftes "positives Erziehungsprogramm", dass den Eltern mehr Selbstsicherheit in Erziehungsfragen vermitteln soll. Aber alle Programme bringen wenig Nutzen, wenn Eltern ihren Kindern nicht das vorleben, was sie von ihnen erwarten. Das sogenannte Modelllernen wird aber nicht nur in der Erziehung, sondern auch in der Werbung zielgerichtet eingesetzt. Denn wir Menschen sind im Grunde relativ leicht zu täuschen und zu manipulieren. Das stellt auch die Wahrnehmungs- oder Kognitionspsychologie fest, unter anderem mit Hilfe von sogenannten Kippbildern.
Schliesslich beschäftigt sich die Klinische Psychologie mit der Entstehung und Behandlung psychischer Erkrankungen wie der Depression, der Schizophrenie, Angsterkrankungen oder Zwängen, aber auch Persönlichkeitsstörungen. Dabei stellt sich auch die grundsätzliche Frage, wo überhaupt die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit liegt. Diese Grenze ist insbesondere im psychischen Bereich sehr unscharf. Ist jemand, der an Halluzinationen leidet, bereits psychisch krank? Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden spezifische Richtlinien definiert, welche klinischen Symptome vorhanden sein müssen, damit die Diagnose einer psychischen Erkrankung gestellt werden kann.