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Die versteckten Gärten von Hermannstadt

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Auf den ersten Blick scheint es in Hermannstadt keine Gärten zu geben. Die einzigen Grünanlagen, die man hier sieht, sind kunstvoll gestaltete und gepflegte Parkanlagen, in denen man sich vom Stadtleben erholen kann. Doch wenn man genau hinsieht, kann man in den Innenhöfen kleine Gärten sehen. Im Gegensatz zu den Landmenschen Rumäniens pflanzen die Stadtbewohner überwiegend Blumen an. Häufig verbreitet in Hermannstadt ist die Wildrebe, die entlang von Mauern gepflanzt wird. Sonnenblumen und Petunien sind auch typisch. Gemüse und Obst wie Trauben, Tomaten, Kartoffeln etc. werden praktisch nur noch in den ländlichen Gebieten Rumäniens angepflanzt, jedoch werden diese Produkte häufig nicht verkauft, sondern für den eigenen Verzehr gebraucht, da Gemüse und Obst oft importiert werden. In den Läden sind Pflanzen und Gemüse im Gegensatz zu anderen Produkten meist teurer. In Hermannstadt gibt es verschiedene Gartenzentren, die allerlei Pflanzenarten aus der ganzen Welt anbieten. Den Beruf des Gärtners gibt es in Hermannstadt nicht, man findet höchstens ein paar Hobbygärtner, denn mit den wenigen, oft recht kleinen Gärten, die es in der Stadt gibt, würde sich der Gärtnerberuf nicht lohnen.

Der Garten wird wie in der Schweiz gepflegt. Die Pflanzen werden gegossen, die Erde wird gelockert, die vertrockneten Pflanzen werden ausgerissen und kommen auf den Kompost. Dafür werden auch - wie erwartet - die herkömmlichen Gartengeräte, wie Giesskanne, Gartenschere etc. benützt. Auf dem Land sieht man oft noch Sensen. Gegen Ungeziefer, dass es natürlich auch in Rumänien gibt, geht man gleich vor wie in der Schweiz: Man nimmt Pestizide. Auch werden die Gärten Hermannstadts von lästigem Unkraut wie Löwenzahn befallen. Im Garten werden Tiere wie Fische in Teichen gehalten. Es soll ein Ort der Entspannung sein. In den Dörfern findet man aber in vielen Gärten auch Ziegen, Hühner, Kühe, Pferde sowie Schafe: Tiere, die eben wichtig sind für die Bauern. Land und Stadt sind zwei völlig verschiedene Welten. Die Menschen auf dem Land sind ärmer und deshalb von der Landwirtschaft abhängig. Die Erträge vom Land sind wichtig für die Wirtschaft Rumäniens. Noch heute ist Rumänien die sogenannte “Kornkammer” West- und Mitteleuropas. Entsprechend sieht die Pflege ihrer Äcker anders aus als die Pflege der kleinen Gärten in der Stadt. Neben den herkömmlichen Riesenmaschinen wie Traktor, die wir auch in der Schweiz einsetzen, werden die Äcker hier auch noch auf traditionelle Weise - mit dem Pferd oder mit Ochsen im Gespann - gepflügt. Auf dem Land glaubt man an manchen Orten noch an die Heilkräfte gewisser Pflanzen, die das Böse vertreiben sollen. Neben einer Einnahmequelle ist der Garten auf dem Land also auch gleichzeitig die Apotheke. Ausserdem werden die Pflanzen für traditionelle Feste als Dekoration gebraucht. Um die Gärten und Äcker besser bewirten zu können, gibt es einige Bauernverbände oder Familienbetriebe, die ihre Ländereien zusammentun und sie dann gemeinsam pflegen. Auch gibt es Schrebergärten für die Leute, die keinen Garten neben dem Haus besitzen. Dort werden nicht nur Blumen, sondern auch Gemüse und Obst angepflanzt. Die Schrebergärten befinden sich meist am Stadtrand. Etwas sehr typisches für rumänische Gärten sind die Gartenhütten. Sie werden als Entspannungsort genutzt oder um Feste zu feiern. Im Übrigen ist es schwer zu sagen, wie ein “typisch rumänischer Garten” aussieht, denn obwohl es typische Elemente gibt, ist letztendlich jeder Garten anders: Von kunstvoll verziert mit englisch gepflegtem Rasen bis zum wilden Gestrüpp - in Rumänien ist alles möglich.

Céline

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