Jedes Ding hat ein Gesicht, eine Gestalt. Der Tag beginnt mit einem Schlag auf den gestalteten Wecker. Nach dem Abstreifen des gestalteten Pyjamas wird im gestalteten Bad geduscht. Beim Kaffee aus der gestalteten Tasse wird die gestaltete Zeitung gelesen. Und im gestalteten Gefährt geht’s an den gestalteten Arbeitsort. Alle Dinge unseres Alltags sind von menschlichem Geist und Gestaltungswillen durchdrungen.

Hinter all diesen visuell wahrnehmbaren – in der Regel unbewusst konsumierten Dingen – verbirgt sich die Arbeit von GrafikerInnen, Möbel-, Web-, Mode-, IndustriedesignerInnen, ArchitektInnen, FotografInnen, IllustratorInnen und KünstlerInnen. Im Fach Bildnerisches Gestalten lernen Schülerinnen und Schüler, die visuelle Kultur zu verstehen, an ihr begreifend teilzuhaben und sich selbst auszudrücken. Sie werden visuell geschult und zudem auf mögliche Berufsausbildungen vorbereitet.

Bildnerisches Gestalten ist ein Kommunikationsfach, in dem es um Bildsprache geht. Bildverständnis – analog zum Sprachverständnis – ist eine Basiskompetenz. Sie hilft Schülerinnen und Schülern, den Anforderungen einer von Bildern und Zeichen geprägten Lebens- und Arbeitswelt gewachsen zu sein.

Das «Machen» steht im Mittelpunkt des Fachs BG. Die Schülerinnen und Schüler zeichnen, malen, modellieren und gestalten digital nach Bildvorlagen, nach der dreidimensionalen «Natur» oder aus der Vorstellung und inneren Bildwelt.

Jeder Erkenntnis in dieser komplexen Arbeit mit unseren Händen geht bewusstes Sehen voraus. Das «Sehenlernen» ist ein langsamer Prozess, der allein durch Erfahrung und praktische Übung erlangt werden kann. Diese unmittelbare, körperliche und sinnliche Aktivität ist als Ausgleich im gymnasialen Alltag wichtig und entspricht dem Anspruch nach ganzheitlicher Bildung von Kopf, Herz und Hand.